Hintergrundbild Deutsches Kinderhilfswerk

PP-Nummer-16 FRÜHE FÖRDERUNG STÄRKEN!

Vorschulische Bildung von Kindern

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert eine wesentliche Stärkung der vorschulischen Bildung in Deutschland. Das Recht auf Bildung ist bereits in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben und muss auch für den vorschulischen Bereich gelten. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Bundesrepublik Deutschland zu wenig im Bereich der frühkindlichen bzw. vorschulischen Bildung investiert. Bund, Länder und Kommunen müssen in diesem Bereich dringend aufholen und diese Investitionen so gestalten, dass sie nicht falschen politischen Prioritätensetzungen zum Opfer fallen können.

Nie wieder lernen Menschen so viel und mit so großem Spaß wie in den ersten Lebensjahren.

Das frühkindliche Bildungssystem in Deutschland zeichnet sich auch dadurch aus, dass extreme Unterschiede in der Verfügbarkeit und den Qualitätsstandards zwischen einzelnen Bundesländern oder auch Gemeinden existieren. Damit hängen die frühkindlichen Bildungschancen von Kindern davon ab, wo sie zufällig wohnen. Dies ist nicht nur ineffizient, sondern auch ungerecht. Wir müssten in Deutschland allen Kindern unabhängig von ihrer regionalen Zuordnung den Zugang zu einer pädagogisch guten frühkindlichen Bildung ermöglichen.

Dabei ist die Förderungssumme der Kinder in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Die Elternbeiträge variieren je nach Land und zum Teil auch kommunal erheblich. Außerdem gibt es beim Personalschlüssel sehr große Unterschiede. Dabei sind im Bereich der Kinderkrippen für eine Gruppe von acht Kindern drei bis vier Fachkräfte angemessen. Generell gibt es auf EU-Ebene bereits Richtzahlen für die Gruppengröße: ein/e Erzieher/-in für fünf Kinder soll bis 2010 EU-weit die Regel sein. In vielen europäischen Ländern kommt heutzutage eine akademisch ausgebildete Fachkraft auf acht Kinder. Aber auch davon sind die Kindertageseinrichtungen in Deutschland noch weit entfernt.

Der frühkindlichen bzw. vorschulischen Bildung kommt eine besondere Bedeutung zu, da die Lern- und Aufnahmefähigkeit von Kindern im vorschulischen Alter besonders hoch ist. Kinder dieses Alters wollen lernen, ausprobieren und experimentieren, sind von sich aus neugierig und wissbegierig. Nie wieder lernen Menschen so viel und mit so großem Spaß wie in den ersten Lebensjahren. Dabei kann eine gute Bildung schon für kleine Kinder die Chancengleichheit in unserer Gesellschaft befördern und herkunftsbedingte und soziale Unterschiede am besten ausgleichen.

Das von der Bundesregierung derzeit angestrebte Betreuungsgeld setzt ein falsches Signal für sozial benachteiligte Familien. Studien zeigen deutlich, dass gerade Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen oder Zuwandererfamilien besonders vom Besuch frühkindlicher Bildungseinrichtungen profitieren. Internationale Erfahrungen belegen aber, dass die Zahlung eines Betreuungsgeldes oft dazu führt, dass Kinder aus diesen Familien zu Hause bleiben.

In den Kindertageseinrichtungen muss es zu einer deutlichen Verbesserung der Qualifizierung des Personals kommen. Neben fachpraktischen Kernkompetenzen müssen innerhalb des Personals Diagnosefähigkeiten vorhanden sein, um vorhandene Fähigkeiten und individuelle Förderbedarfe der Kinder zu erkennen. Zudem muss sichergestellt werden, dass pädagogische Fachkräfte in ihrer Ausbildung auch auf die Vermittlung relativ neuer Wissensbereiche, wie z.B. Medienbildung, interkulturelle Pädagogik etc. ausreichend vorbereitet werden. Hier sind – insbesondere an Fachhochschulen – entsprechende Studienangebote zu „Bildung und Erziehung im Kindesalter“ zu entwickeln. Das kann auch zum dringend notwendigen Austausch zwischen den angehenden Praktiker/-innen in den Kindertagesstätten und der wissenschaftlichen Ebene in Universitäten und Fachhochschulen beitragen.

Ein besonderes Augenmerk muss auf die Kinder mit Migrationshintergrund gelegt werden. Sie besuchen seltener eine Kindertageseinrichtung als deutsche Kinder. Im Kindergartenbereich macht die Differenz rund 10% aus. Vor allem in den ersten Kindergartenjahren sind Kinder mit Migrationshintergrund unter repräsentiert.

Wesentlicher Bestandteil der vorschulischen Bildung in Kindertageseinrichtungen muss auch die altersgerechte Beteiligung der Kinder sein. Bereits hier können Kinder demokratisches Denken und Handeln erfahren und einüben. Dazu müssen sie regelmäßig in die Entscheidungen der Kindertageseinrichtung einbezogen werden. Es ist wichtig, sie in ihrem Wunsch nach Selbständigkeit und Verantwortungsübernahme zu unterstützen. Je mehr Kindern diese Beteiligungsrechte zugestanden werden und sie darin unterstützt werden, diese auch wahrzunehmen, desto eher sind sie bereit, sich später auch für andere einzusetzen.

Stand: 18. Mai 2010

Dieses Positionspapier ist Teil der bundesweiten Kampagne des Deutschen Kinderhilfswerkes
zum Thema Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland.

Wir verwenden Cookies

Wir verwenden auf unserer Website Cookies und externe Dienste. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzungserfahrung zu verbessern.

Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Informationen zu den verwendeten Diensten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.