Hintergrundbild Deutsches Kinderhilfswerk

Teilnehmende Beobachtung
Topographische Beobachtung

Kurzbeschreibung:

Bei der teilnehmenden (Topographischen) Beobachtung begiebt man sich direkt in das zu erforschenden Feld, nimmt man an ihm teil. Man nimmt also Kontakt mit der zu beobachtenden Gruppe auf, begibt sich in eine face – to – face – Interaktion mit den Teilnehmenden und beobachtet dabei. Geeignet z.B. für Beobachtungen von Orten, Einrichtungen, Angeboten im Rahmen einer Nutzungsanalyse (mit dem Ziel von Veränderungen); zur Untersuchung der Frage, welche Art von Aktivitäten und Verhalten eine Gruppe wo und in welchen Situationen zeigt; um das Verhältnis zu bzw. Abhängigkeit von einer bestimmten Umwelt festzustellen; um Cliquentypisches Verhalten zu erfassen; um Gruppenstrukturen und -prozesse zu erfassen usw.

Methodentyp

Spezifische Partizipationsmethode

Altersgruppe:

6 - 99 Jahre

Gruppengröße:

3 - 10 Personen

Gruppeneigenschaften

Teilnehmerrekrutierung

keine Angaben

Dauer

ca. 30 - 120 Minuten

Ort

drinnen und draußen

Anzahl Personal

1

Personal

(Spiel-) Leiterin/(Spiel-) Leiter
Jugendpflegerin/Jugendpfleger
pädagogisch geschulte Fachkräfte

Vorbereitungsaufwand

gering

Beteiligungsart

Punktuelle Beteiligung

inhaltlich offen

ja

Vorteile:

Da die teilnehmende (topographische) Beobachtung in der natürlichen Umgebung der Kinder und Jugendlichen stattfindet, bietet sie authentische und natürliche Informationen (keine Laborsituation).
Die teilnehmende (topographische) Beobachtung erlaubt durchaus auch Kommunikation und Kontakt mit der Zielgruppe und beschränkt sich nicht nur auf das reine Beobachten.

Nachteile:

Da man gleichzeitig Beobachter und Teilnehmer ist und nebenbei auch alles Beobachtete und Erlebte dokumentieren muss, kann man schnell die Übersicht verlieren.
Die Gruppe kann die Beobachter im Mittelpunkt sehen, denn die Kinder und Jugendlichen kennen sie nicht und sind neugierig und interessiert. Trotzdem kann man versuchen, so wenig gesonderte Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen. Das gelingt meistens auch, weil die Aufmerksamkeit der Kinder sich wieder verlagert.

Hinweise für Durchführung:

Die Untersuchenden begeben sich in die Gruppe und verbringen eine bestimmte Zeit innerhalb der Gruppe. Sie beobachten (Beobachtungsbögen ausfüllen), fragen die Gruppe im Ausnahmefall auch einmal unbefangen etwas und begleiten sie auch zu ihren informellen Treffs. Während des gesamten Prozesses müssen die Untersuchenden aufmerksam, aber möglichst unauffällig und ohne zu beeinflussen, agieren. Es können nach Beobachtungsphasen auch Interviews mit der Gruppe geführt werden. Neben dem Beobachtungsbogen sollten weitere Notizzettel bereitgehalten werden. Denn der Beobachtungsbogen hält nur eine sehr selektive Auswahl von Kategorien bereit. So kann man dort besondere Auffälligkeiten und Vorgänge nicht erfassen. Wenn eine teilnehmende Beobachtung öfter stattfinden soll, ist zu empfehlen nach jedem Einsatz sofort die Auswertung zu machen, denn dann sind die Erinnerungen an das Beobachtete noch frisch. Wichtig ist auch die korrekte Zuordnung von Fotos zu den entsprechenden Ereignissen oder Orten. Es empfiehlt sich, die Fotos (bei Sofortbildkameras) und die entsprechenden Notizen zu nummerieren. Bei einer normalen Kamera kann die Nummer des Fotos der Notiz beigefügt werden.

Vorbereitungen:

Zunächst müssen die Zielsetzung, die Zielgruppe und der Ort festgelegt werden (Was soll genau beobachtet werden?). Ein Termin wird fixiert. Wenn die Zielgruppe einer Einrichtung angehört, muss der Termin über diese vereinbart werden. Ist dies nicht der Fall, muss die Gruppe direkt an ihren Aufenthaltsorten angesprochen werden. Hierbei ist es wichtig, dass man sich vorstellt und erklärt worum es geht und quasi um Erlaubnis gefragt wird. Oft ist das aber nicht erforderlich, z.B. auf einem Marktplatz oder Spielplatz.
Der Beobachtungsbogen (Ein Beispiel eines Beobachtungsbogens folgt im Anschluss an diese Methode) mit bestimmten Leitkategorien wird entsprechend der Zielsetzung entworfen. Je nach Zielsetzung ist zu überlegen, ob weitere Dokumentationsmedien eingesetzt werden sollen (Tonband, Video, Foto).

Personelle Erfordernisse:

1 – 3 Beobachter sollten ausreichen. Es kommt auf die Größe der Gruppe und Anzahl der Untergruppen an.
Zu viele Beobachter greifen zu sehr in das Interaktionsgefüge ein und verzerren die Natürlichkeit der Situation. Ein einzelner Beobachter wird schnelle

Benötigtes Material:

Beobachtungsbögen (ein Beispiel befindet sich als Link auf dieser Seite)
Klemmbretter
Stifte
Fotokameras
Stadtpläne
Sofortbildkameras
Doku- Mappe (zum sammeln sämtlicher Feldmaterialien, Fotos, Protokoll, Beobachtungsbogen)
ggf. Videokameras
Tonband

Varianten:

siehe Methode: Flanierende Begehung und Beobachtung

Sonstiges:

Es sind natürlich mehr Teilnehmer möglich (z.B. in Schulklassen). Dann wird die Durchführung aber schwierig und unübersichtlich. In diesem Falle sollte man sich entweder auf einfache Interaktionszusammenhänge (Wer beobachtet was bei wem?) oder auf eine Teilgruppe/Clique oder auf die vollständige Beobachtung einer einzelnen Person in ihrem interaktiven Geflecht konzentrieren.
Die Zeitspanne ergibt sich aus der Zielsetzung und der Art der Gruppe (z.B. Alter).

Allgemeines zur Methode
Die teilnehmende Beobachtung ist die Methode der ethnographischen Feldforschung. Unter Verwendung von unterstützenden Methoden wie Interview, Gruppendiskussion, Dokumentenanalyse, Sammlung alltagskulturellen Materials, Videoaufzeichnung, Fotographie usw. werden Forschungsfelder wie Jugendsubkultur, Behindertenheim, Seniorenheim, Obdachlose auf der Straße, Spielplätze u.ä. erschlossen11.
Der Forscher begibt sich direkt in das zu erforschende Feld, nimmt an ihm teil und lernt von den Akteuren deren Sprache, ihr Verhalten, ihren Umgang miteinander usw. Er versucht, dass Feld von Innen heraus zu verstehen12.
Die teilnehmende Beobachtung kann aber auch manchmal verdeckt stattfinden, nämlich dann, wenn die Akteure nicht/oder nur teilweise eingeweiht sind oder wenn die Akteure nur über einen bestimmten Teil des Forschungsinteresses informiert sind13.

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