Methode zur Klärung von tatsächlichen Interessen von Kindern und Jugendlichen (in der Offenen Jugendarbeit) In einer Art konfrontativen Variante des „aktiven Zuhörens“ werden von einem Moderator Interessensäußerungen von Kindern und Jugendlichen kritisch befragt, ob sie auch tatsächlich das wirkliche Bedürfnis oder Interesse erfüllen. Es werden Hypothesen darüber gebildet, was die Kinder und Jugendlichen eigentlich lieber wollen als das, was sie direkt vorschlagen.
Methodentyp
Sonstige Methode
Altersgruppe:
8 - 20 Jahre
Gruppengröße:
1 - 25 Personen
Gruppeneigenschaften
Teilnehmerrekrutierung
keine Angaben
Dauer
10 bis 20 Minuten
Ort
drinnen und draußen
Anzahl Personal
1
Personal
pädagogisch geschulte Fachkräfte
Vorbereitungsaufwand
gering
Beteiligungsart
Alltägliche Formen der Partizipation
Ziele
Ideen entwerfen und sammeln
Wünsche, Bedürfnisse und Meinungen von Kindern/Jugendlichen ermitteln
inhaltlich offen
ja
Die Stärke der Methode liegt darin, über Widerspruch zur Klärung eigener Interessen herauszufördern.
Die Gefahr besteht darin, durch Widerspruch abzuschrecken.
In dieser Gesprächsmethode antwortet der Zuhörende auf Interessenäusserungen, indem er diese mit einer Interpretation konfrontiert, über das „wirkliche, oder eigentliche “Interesse, das er hinter der Äusserung vermutet. Das kann dem Sprechenden helfen zu eigenen Wünschen zu stehen und sie zu (er-)klären.
Beispiel: Jugendliche: Lass uns doch mal wieder ein Tischtennisturnier machen. Fachkraft: Ach, ich glaube am liebsten wollt ihr doch eigentlich ausschließlich die Siegesfeier. Jugendliche: Na gut, das war nicht schlecht, aber Rundlauf war auch klasse. Fachkraft: Ach so, ihr wollt euch wieder ablachen, wenn alle übereinanderpurzeln. Jugendliche: Genau, das war doch super als wir alle mal wieder voll locker zusammen Scheiß gemacht haben. Fachkraft: Ihr wollt gar kein Tischtennis, ihr wollt, dass mal alle wieder zusammen schön albern sein dürfen. usw.
Wie Erwachsenen auch sind Kindern und Jugendlichen ihre Interessen häufig nicht völlig klar. Sie drücken dann ihre Wünsche aus, indem sie etwas vorschlagen, das sie schon kennen. Wenn man sich unsicher ist, ob dieses aber dem wirklichen Interesse entspricht, kann die Methode helfen zu klären, was die Kinder und Jugendlichen möglicherweise lieber wollen.
Keine
Für Fachkräfte, die auch die „weichere“ Version des „aktiven Zuhörens“ beherrschen.
Kein
Die Methode wurde entwickelt in einem kommunalpolitischen Partizipationsprojekt, in dem eine große Skaterclique eine kostspielige Skatbahn vor den Toren der Stadt forderte. Da die Fachkräfte wussten, dass dieses aber ihrer alltäglichen Praxis des Skatens auf der Rathaustreppe in der Fußgängerzone widersprach, konfrontierten sie die Clique mit dieser Behauptung „ihr wollt doch viel lieber vorm Rathaus den Leuten mit dem Board unter der Nase herumflitzen“. Darüber klärte sich, das eine Anlage vor der Stadt zwar als Trainingsort nett, aber in ihrer Isoliertheit öde wäre. Schließlich stellte sich heraus, dass es mehr darum ging, die Konflikte mit Verwaltung und erwachsenen Fußgängern zu regeln. Deshalb wurden gemeinsame Grundregeln für das Skaten vor dem Rathaus entwickelt auch in Kooperation mit Jugendhilfeausschuss, Hausmeister und erwachsenen Passanten. Die Methode setzt ein Mindestmaß an Vertrauen zwischen ModeratorIn und den Jugendlichen voraus. Sie müssen sich sicher sein, dass der Moderator ihre Interessen fördern will und der Widerspruch nicht dazu da ist, sie von ihren Wünschen wegzubringen.