Hintergrundbild Deutsches Kinderhilfswerk

Jugendkulturenkataster

Kurzbeschreibung:

Ziel des Jugendkulturenrasters ist es, ein differenziertes Bild über verschiedene Jugendcliquen und -szenen aus der Sicht der Jugendlichen selbst zu entwerfen. Über diese (Selbst-)Beschreibungen kann so ein differenziertes Bild unterschiedlicher Szenen und Cliquen im Sozialraum entstehen.

Methodentyp

Sonstige Methode

Altersgruppe:

12 - 25 Jahre

Gruppengröße:

10 - 20 Personen

Gruppeneigenschaften

Jugendliche

Teilnehmerrekrutierung

feste Gruppen

Dauer

ca. 90 Minuten

Ort

drinnen

Anzahl Personal

2

Personal

Leitungsteam
Moderator/in

Vorbereitungsaufwand

gering

Beteiligungsart

Projektorientierte Verfahren der Partizipation
Punktuelle Beteiligung

Beteiligungsstufe

hoch

Ziele

mit Kindern und Jugendlichen in Dialog und Kontakt treten
Überblick über unterschiedliche Jugendcliquen und -szenen zu gewinnen

inhaltlich offen

ja

Durchführung:

Erster Schritt: Anwärmen der Gruppe, Einführung ins Thema

Hier geht es darum, nicht in einer fachwissenschaftlichen Sprache, sondern für die Jugendlichen verständlich ihre Sozial-formen, d.h. Gruppen, Cliquen, Szenen, Kulturen deutlich zu machen, so dass auch die Differenzierungen verstanden werden. Dies geht am besten mit Beispielen, etwa wenn auch Jugendliche über sich berichten, dass sie etwa einer festen Jugendgruppe angehören, Mitglied eines Sportvereins sind (feste Gruppe), sich am Wochenende mit anderen Jugendlichen am Kiosk/Marktplatz treffen (Clique) und mit ihrer Kleidung die Zugehörigkeit zur Jugendkultur der Skater ausdrücken.

Zweiter Schritt: Sammlung von Cliquen, Gruppen, Szenen

Nach der Aufwärmung und Erklärung schreiben die Jugendlichen alle möglichen Ju-gendszenen, Cliquen und Kulturen auf verschiedene Karten. Bedingung sollte sein, dass sie entweder selbst einer solchen Szene, Clique, Kultur angehören (ohne sich outen zu müssen!) oder Jugendliche kennen, die zu einer solchen gehören. Damit ist gewährleistet, dass auch tatsächlich vorhandene Cliquen, Gruppen, Kulturen in einem Sozialraum beschrieben werden.Während die Jugendlichen weitere Karten beschreiben, werden die fertigen Karten schon aufgehängt und visualisiert, so dass ein sehr breites Feld von Bezeichnungen entsteht. Die Szenen, Kulturen und Cliquen müssen noch nicht weiter beschrieben werden, es reicht aufzuschreiben: Skater, Rollenspieler etc.

Dritter Schritt:

Es werden nun Kleingruppen gebildet zur nähere Beschreibung der einzelnen Clique. Die Kleingruppen werden so aufgeteilt, dass sie ein, zwei oder drei solcher Beschreibungen übernehmen und dies jeweils auf Flipchart tun. Die Beschreibungskriterien könnten sein: Bezeichnung der Clique, Äußeres, Verhalten, Musik, Treffpunkte. Mög-licherweise können weitere Kriterien hinzugefügt werden, wie z. B. Weltbild, Politik etc. Die Kleingruppen ziehen sich nun zurück (zwei bis vier Jugendliche pro Kleingruppe, je nach Größe der Gesamtgruppe) und füllen das Raster aus.

Vierter Schritt: Präsentation der Beschreibungen in der Gesamtgruppe

Nun werden alle Einzelbe-chreibungen auf Flipcharts aufgehängt und es entsteht im Raum ein breites Spektrum der Beschreibung unterschiedlichster Jugendszenen, Kulturen und Cliquen. Meist variiert die Zahl der präsentierten Gruppen, Szenen, Cliquen zwischen 10 und 20.
Je nach Interesse der Jugendlichen wird das Gesamtbild noch einmal angeschaut und diskutiert, insbesondere unter dem Aspekt, dass Jugendliche noch Ergänzungen zu den Beschreibungen einzelner Cliquen, Szenen und Kulturen liefern können.

Vorteile:

Die Methode bietet die Möglichkeit, in einem relativ unaufwändigen Verfahren Jugendliche an der Erstellung eines Cliquenrasters zu beteiligen, ohne allerdings etwas über die Cliquen im Einzelnen erfahren zu können. Es entsteht lediglich so etwas wie ein „Gefrierschnitt“ durch die jugendlichen Szenen und Cliquen eines Sozialraums, so wie sie selbst von den Jugendlichen thematisiert werden.

Nachteile:

Keine

Hinweise für Durchführung:

Die Moderation benötigt genügend Nähe und Distanz: Nähe, um die Jugendlichen in einer Einführung soweit "anzuwärmen", dass sie in der Lage und bereit sind, etwas von sich (ohne sich persönlich outen zu müssen!) und andere Jugendliche zu berichten. Distanz ist notwendig, um nicht selbst in die Jugendkulturen einzutauchen, sondern in der Moderationsrolle ein sachliches Interesse an allen Jugendkulturen und -szenen deutlich zu machen, ohne Präferenzen für Einzelne zu zeigen. Von den Moderation dürfen keine Wertungen ausgehen, dies würde verhindern, dass Jugendszenen und Cliquen in einem breiten Spektrum beschrieben werden.

Pädagogische Hinweise:

Die Methode ist für Jugendliche geeignet, weil in diesem Alter die Bedeutung der Gleichaltrigengruppen, der Zugehörigkeit zu Szenen oder zu ganz konkreten Cliquen eine besondere Bedeutung für die Entwicklung hat. Zur Erstellung eines Jugend-kulturanrasters sollten Gruppen von Jugendlichen angesprochen werden, die sich schon kennen, etwa Schulklassen oder die StammbesucherInnen einer Jugendeinrichtung, Jugendgruppen etc. Die Methode lebt von einer vielschichtigen Beschreibung.
Wenn sich die Jugendlichen vorher nicht kennen, müssen sie als Gruppe zunächst "angewärmt" und Hemmnisse aus dem Weg geräumt werden. Deshalb empfehlen wir die Durchführung mit Jugendgruppen, die sich kennen. Um ein relativ komplettes Bild von Szenen und Cliquen in einem Sozialraum zu erfahren, ist es allerdings unbedingt notwendig, mit unterschiedlichen Gruppen diese Methode durchzuführen, um verschiedene Blickwinkel einzubeziehen, etwa mehrere Klassen verschiedener Schulen, eine Jugendgruppe, die Besucherinnen und Besucher einer Jugendeinrichtung etc.

Vorbereitungen:

Der Aufwand wird als relativ gering eingeschätzt, insbesondere was die Durchführung der Methode mit einzelnen Gruppen angeht. Auch der Vorbereitungsaufwand ist gering. Es ist allerdings genügend Zeit für die Auswertung einzuplanen.

Benötigtes Material:

Karten, Filzstifte und Stellwände, außerdem Flipchartpapier für die Gruppenarbeit

Voraussetzungen am Veranstaltungsort:

Die Gruppe muss die Möglichkeit haben, die vielen Einzelkarten für Cliquen und Gruppen gemeinsam anzuschauen (Stellwände, Wände etc.). Außerdem ist es erforderlich, dass Kleingruppen von zwei bis drei Jugendlichen gebildet werden können, die sich entweder

Varianten:

Norbert Ortmann hat die Methode zum ersten Mal beschrieben. Er schlägt allerdings vor, sich mit einem Tapeziertisch an einem öffentlichen Ort (z.B. Marktplatz) mit einer vorgegebenen Liste von Jugendszenen und -kulturen aufzustellen und Passanten, Jugendliche, Erwachsene anzusprechen mit der Bitte, ihre Eindrücke von Jugendszenen, -kulturen zu vermitteln und die Liste entsprechend zu verlängern.

Sonstiges:

Die Durchführung der Methode mit einer Gruppe dauert maximal 1,5 Stunden. Dazu kommt der Zeitaufwand für die Auswertung für die Moderation. Es macht allerdings wenig Sinne, das Jugendkulturenkataster nur mit einer Gruppe zu erstellen. Ein Gesamtbild eines Gesamtraums kann nur dann entstehen, wenn die Methode drei- bis fünfmal an verschiedenen Orten mit verschiedenen Gruppen durchgeführt wird.

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