Kurzübersicht
Die Dorfanalyse ist eine Untersuchungsmethode, mit der ein Dorf über den Zeitraum einer Erhebungswoche, in der die Dorf(er)forscher selbst im Dorf leben, in seiner sozialen Struktur, seinen aktuellen Problemen und seinen ortsspezifischen Stärken und Schwächen erfasst wird.
Alle Dorf(er)forscher kommen von außen und kennen das zu untersuchende Dorf nicht. Diese Ungebundenheit wird zum unvoreingenommenen Blick auf das Dorf produktiv genutzt: Der Blick von außen soll die im Dorf vorhandenen „blinden Flecken“ sichtbar machen und neue Anregungen für die eigene Dorfsicht der Bewohnerinnen und Bewohner geben.
Die Dorfanalyse ist keine übliche wissenschaftliche Dorfforschung, welche Daten, Wissen und Erkenntnisse erhebt und diese dann außerhalb des Dorfes auswertet, sondern eine Methode, die sich weitgehend im Dorf abspielt und dort auch die Ergebnisse direkt offen legt. Die Bürger erfahren unmittelbar nach der Untersuchungswoche, was die Dorf(er)forscher herausgefunden haben. Sie haben als Informationsgeber das Recht, die Ersten zu sein, die diese Informationen vorgelegt bekommen.
Das Dorf wird damit nicht nur zum Forschungsfeld, sondern auch zum Aktionsfeld: Die externe Befragung hat zum Ziel (durch gezieltes Nach-Fragen), die Bürger zur Selbstreflexion über ihren Ort, zum Nachdenken über örtliche Probleme und zu einer Blickwinkel- Erweiterung anzuregen (z. B. dadurch, dass schwelende und latent vorhandene Spannungen und Problemlagen offensichtlich gemacht werden).
Die Dorfanalyse ist also eine dialogische Methode der Dorfaktivierung und macht aus befragten Bürgerinnen und Bürgern aktiv nachdenkende und nachfragende Dorfbewohner. Eine Woche konzentrierte Dorfforschung und Daueranwesenheit der Dorfanalytiker erzeugt in der Regel genügend Aufmerksamkeit im Dorf, um mit den Dorfforschern in Kontakt zu treten und sich als Dorfbürger einzubringen. Spätestens am Präsentationsabend bietet sich für alle Bürger die Chance, die Ergebnisse zu begutachten oder auch zu kritisieren.