Hintergrundbild Deutsches Kinderhilfswerk

 


Kurzübersicht

Die Besonderheit der heutigen Kindheit auf dem Lande zu definieren wirft in der Regel einige methodische Schwie­rig­kei­ten auf: Worin definiert sich die Besonderheit der Landkindheit? Was ist der aktuelle Gegenpol zu einer länd­li­chen Kindheit im „Hier und Heute“? Ist Ländlichkeit heute überhaupt noch ein signifikantes Un­ter­schei­dungs­merk­mal ge­gen­über allgemeingültigen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen im Aufwachsen von Kin­dern und Ju­gend­lichen?

Zur wissenschaftlichen Ortsbestimmung dieser Fragen gibt es im Grunde nur zwei Koordinaten: zum einen der übliche Stadt-Land-Vergleich, zum anderen den landimmanenten sozialhistorischen Vergleich Landkindheit „früher“ und „heute“.

Der unsägliche Stadt-Land-Vergleich hat inzwischen ein Niveau erreicht, der den ländlichen Raum zu einer bloßen Fuß­note in aktuellen stadtorientierten und stadtdominierten Kindheitsstudien verkommen lässt. Aus Unkenntnis der ak­tu­el­len Landrealität werden entweder gängige Klischees – je nach Einstellung einerseits vom „dauerbenachteiligten“, an­de­rer­seits vom „unproblematischen“ Landleben – bemüht, oder die fehlende landspezifische Untersuchung wird durch recht vage Daten-Explorationen hin auf die ländlichen Räume zu kaschieren versucht. Über die tatsächliche Land­rea­li­tät wird kaum geforscht und über die aktuelle Landkindheit im heutigen modernisierten ländlichen Raum liegen so gut wie keine Studien vor.

Da der methodisch immer unzureichender werdende Stadt-Land-Vergleich zur Strukturbestimmung der ländlichen Le­bens­wel­ten kaum etwas beitragen kann, erscheint es sinnvoller, die sich im ländlichen Raum vollzogenen Ver­än­de­run­gen anhand des historischen Entwicklungsstranges – als Vergleich verschiedener Dorfepochen – sichtbar zu ma­chen. Mit der Einbettung der Kindheitsphase in das jeweilige Entwicklungsstadium des Dorfes wird zum ersten Mal ver­sucht, die Entwicklung der Landkindheit und des Jugendlebens auf dem Lande als Teil der historischen Dorf­ent­wick­lung dar­zu­stel­len. Anhand der drei Entwicklungsstadien des Dorfes als Altes Dorf, Lokales Dorf und Re­gio­na­les Dorf wer­den die sozialraumprägenden Merkmale der jeweiligen Dorfepoche herausgearbeitet und ihre Aus­wir­kun­gen auf die je­wei­li­gen Sozialisationsbedingungen von Kindern und Jugendlichen im Dorf dargestellt. Im his­to­ri­schen Dorf­ver­gleich kön­nen die Veränderungen im ländlichen Alltag klarer herausgearbeitet werden als in einer ak­tu­el­len Mo­ment­auf­nah­me der heutigen Dorfwelt, die es ohne Vorkenntnisse des historischen Kinder- und Ju­gend­le­bens auf dem Land schwer macht, den vollzogenen Wandel konkret zu benennen. Aus Zeit- und Platzgründen kann die Skizzierung des Dorf­rau­mes und seine Auswirkung auf die Spezifik der Landkindheit hier nur sehr holz­schnitt­ar­tig geleistet werden.

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