Hintergrundbild Deutsches Kinderhilfswerk

 


Kurzübersicht

Die Jugendverbände taten sich nicht immer leicht damit, als in den 90er Jahren eine breitere Bewegung für mehr Be­tei­ligung von Kindern und Jugendlichen entstand. Neue Formen der Interessenvertretung durch Erwachsene (z. B. Kin­der­be­auf­trag­te) und direkte Beteiligungsformen auf kommunaler Ebene wie Jugendräte oder Kinderversammlungen ent­wickel­ten sich teilweise unabhängig von den Verbandsstrukturen. Sie wurden nicht nur als willkommene Ergänzung, son­dern auch als Konkurrenz erlebt. Gleichzeitig registrierten die Verbände sinkende Mitgliederzahlen. Im Spagat zwi­schen Tra­di­tion und Moderne sahen sie sich konfrontiert mit einem grundlegenden Bedeutungswandel. Zwei we­sent­li­che Aspekte ihres Selbstverständnisses waren durch die neue Partizipationsbewegung infrage gestellt: zum einen die angestammten Interessenvertreter von Kindern und Jugendlichen zu sein und zum anderen schon von jeher einen Lebensraum geboten zu haben, in dem Beteiligung konstituierendes Merkmal ist.

Die neuen Entwicklungen regten jedoch auch einen Modernisierungsschub an. Es gelang den Verbänden, das eigene Profil in Sachen Beteiligung zu schärfen. Sie mischten sich in die laufenden Debatten ein und begannen, die aktuelle Partizipationsbewegung durch eigene Aktionen zu unterstützen. Während einige Verbände bereits in den frühen 90er Jahren innovative Strukturen auf den Weg brachten (z. B. direkte Kindermitbestimmung), begann die Aus­ein­an­der­set­zung z. B. in den Sportverbänden erst in den letzten Jahren. Unterschiede ergaben sich zwischen den an ei­nem spe­zi­fi­schen Zweck orientierten Verbänden (z. B. DLRG-Jugend, Jugendfeuerwehr, Jugendrotkreuz) und weltanschaulich orientierten Jugendverbänden (z. B. Verbände des BDKJ, AEJ, SJD – Die Falken, Ju­gend­or­ga­ni­sa­tion­en der Na­tur­schutz­ver­bän­de). Gerade die welt­an­schau­lich orientierten Verbände begannen, ihre Auf­merk­sam­keit auf mehr Par­ti­zi­pa­tion zu richten.

Mitbestimmung in den Verbänden setzt auf unterschiedlichen Ebenen an:

  • Jugendverbände und Jugendringe treiben Beteiligung gesamtgesellschaftlich und in ihren Mitgliedsverbänden voran. Die Jugendringe stellen ihren Mitgliedsverbänden Arbeitshilfen zum Thema Mitbestimmung zur Verfügung, for­mu­lie­ren Anforderungskriterien an Beteiligungsmodelle, regen Aktionen und Diskussionen an.
  • Sie entwickeln die verbandsinternen Beteiligungsmöglichkeiten weiter, sowohl innerhalb der Gruppen als auch im Gesamtverband. Partizipationsbemühungen richten sich besonders auf Zielgruppen, deren Teilhabe noch nicht ausreichend umgesetzt ist, wie z. B. Kinder oder Mädchen und junge Frauen. Die Verbände setzen zum einen bei den Strukturen an, um etwa Kindermitbestimmung überhaupt zu ermöglichen oder Vertretungsorgane paritätisch zu besetzen. Zum anderen sollen neue, abwechslungsreiche Arbeitsformen die Mitwirkung attraktiver machen. Das wirkt positiv auf die Organisationsentwicklung der Verbände zurück. Projektwochen zum Thema Kinderrechte, Zeltlager zu kinderpolitisch relevanten Themen oder Großveranstaltungen wie etwa ein jährlicher „Kindergipfel“ ergänzen die Arbeit.
  • Öffentlichkeitswirksame Aktionen: Angeregt wird z. B., dass Kinder ihre Umgebung unter die Lupe nehmen und auf Kinderfreundlichkeit prüfen. Dazu gehören auch Projekte und Aktionen zum Thema „Wählen ab 16!” oder die Durchführung von Jugendforen.

 

Die Jugendverbände sind gesetzlich legitimiert, Anliegen und Interessen junger Menschen zu vertreten (§ 12 KJHG). Sie verfügen über pädagogisches Know-how und haben einen Zugang zur Politik. Damit stellen sie ein wich­ti­ges Bin­de­glied zwischen Beteiligungsarbeit und Politik dar. In dieser Funktion können sie eine wichtige Rolle bei der Ini­ti­ie­rung und Durchführung kommunaler Beteiligungsangebote spielen.

Die Modelle gänzlich zu anonymisieren, erscheint hier nur eingeschränkt sinnvoll. Die spezifische Verbandskultur drückt sich bereits durch ihre Begrifflichkeit aus. Insofern werden die Gesamtverbände benannt, anonym gehalten sind die örtlichen Untergliederungen und die Personen.

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