Hintergrundbild Deutsches Kinderhilfswerk

 


Kurzübersicht

Als die schleswig-holsteinische Landesregierung 1997 eine Tagung zum Thema „Partizipation im Kleinkindalter“ finan­zierte, musste die damalige Jugendministerin Angelika Birk (1998, S. 12) im Landtag noch eine Kleine Anfrage be­ant­wor­ten, ob sie „in Zukunft auch Fortbildungsmaßnahmen zur pränatalen Partizipation fördern würde“. Im Jahr 2001 finanzierte das Land Schleswig-Holstein unter dem Titel „Die Kinderstube der Demokratie“ ein Modellprojekt zur Be­tei­li­gung in Kindertagesstätten. Das Wort Partizipation ist inzwischen im Kindertagesstätten-Bereich in aller Munde. Was aber bedeutet eigentlich Beteiligung in der Kindertagesstätte?

Das Kinderparlament wählt einen neuen Vorstand: „Die Kinder, die gern gewählt werden möchten und noch nicht im Vorstand waren, stellen sich für alle sichtbar hin. Jedes Kind hat eine Jungen- und eine Mädchenstimme. Eine Er­zie­he­rin sammelt alle Stimmen. Die 5 Kinder mit den meisten Stimmen bilden den neuen Vorstand. Es wurden ge­wählt: Hannah, Luca, Julius, Lukas und Tina“ (Braun/Deneke/Dohmen/Kaufmann 1996, S. 67).

Bedeutet Beteiligung in der Kindertagesstätte, Kinder erwachsene Beteiligungsformen üben zu lassen?

„Der Garten- und Landschaftsarchitekt erhält den Auftrag, die Ergebnisse der Kinderplanung in den Bauplan zu in­te­grie­ren. ... Als der Architekt den Kindern den neuen Plan vorstellt, erntet er breite Zustimmung“ (Hansen 2002b, S. 25).

Bedeutet Beteiligung in der Kindertagesstätte, mit Kindern Spielplätze zu planen?

„Auf dem Gelände einer Kindertagesstätte finden einige Kinder einen Einkaufswagen vom nahegelegenen Supermarkt. Sie nutzen ihn sofort und vielseitig in aufregenden Aktionen. In einer Kinderkonferenz stellt die Erzieherin die Frage, ob es nicht ein richtiges Verhalten sein könnte, den Wagen dem Eigentümer zurückzugeben. Die Kinder steigen mit un­ter­schied­li­chen Antworten in diese Herausforderung ein. ... Schließlich entscheiden die Kinder, den Wagen ab­zu­lie­fern. Ob sich hier der Wunsch der Erzieherin durchgesetzt hat oder ob die Kinder in eigener Abwägung zu dem Ent­schluss ge­kom­men sind, ist nicht klar“ (Kazemi-Veisari 1998, S. 27 f.).

Bedeutet Beteiligung in der Kindertagesstätte, Kindern Entscheidungsspielräume zu gewähren?

„Mittwochmorgen, 9.30 Uhr: In einer Kindergartengruppe treffen sich Kinder und Erzieherinnen zum Stuhlkreis. Es ist der Ort, an dem sich alle erzählen, was sie erlebt haben, sich wünschen oder heute tun wollen. Für den unbeteiligten Zuschauer wirkt das Gespräch wie ein Durcheinander von unzusammenhängenden Beiträgen. Einige Kinder scheinen nur für sich zu sprechen. Andere sehen so aus, als würden sie sich langweilen. Wieder andere scheinen sich gar nicht zu beteiligen und mit sich selbst beschäftigt zu sein. Und ein Kind spricht mehrmals, aber so unverständlich, dass zu­min­dest der Beobachter nicht versteht, worum es geht. Instinktiv erwartet der Zuschauer ein ordnendes ,Eingreifen’ der Erzieherin. Seltsamerweise aber wirkt die Erzieherin ruhig und konzentriert. Sie wartet ab, beteiligt sich dann und wann, schaltet sich aber ansonsten nicht ein“ (Klein / Vogt 2000, S. 89).

Oder bedeutet Beteiligung in der Kindertagesstätte, Kindern Raum zu geben, sich öffentlich zu äußern und ihnen einfach zuzuhören?

Oder bedeutet Beteiligung in der Kindertagesstätte, Kindern Raum zu geben, sich öffentlich zu äußern und ihnen ein­fach zuzuhören?

Und bedeutet Beteiligung in der Kindertagesstätte, nur die Kinder oder auch die Erwachsenen zu beteiligen?

Beteiligung in der Kindertagesstätte bedeutet all das. Partizipation ist ein komplexes Thema. Sie ist ge­wöhnlicher, viel­leicht längst selbstverständlicher Alltag und zugleich immerzu eine Herausforderung, neue Wege zu beschreiten.

Wie umfassend Beteiligung in der Kindertagesstätte verstanden werden kann, warum es überhaupt schon ein Thema für Kindergarten-Kinder ist und für diejenigen, denen ihre Erziehung und Bildung anvertraut ist, was Partizipation in Kindertageseinrichtungen konkret ausmacht und wie sie in der Praxis umgesetzt werden kann, darum soll es auf den folgenden Seiten gehen.

Drei Ebenen der Partizipation werden im Spannungsfeld der Beteiligungspraxis berührt:

  • persönliche Beziehungen
  • Strukturen pädagogischer Einrichtungen
  • Beteiligungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum

Woran können Kinder in der Kindertagesstätte beteiligt werden? Grundsätzlich an allen Themen, z. B.

  • Auswahl der geeigneten Bekleidung für den Aufenthalt im Freien
  • Zusammenstellung der Einkaufsliste für das gemeinsame Frühstück
  • Essensplanung
  • didaktisches Material und Bücher verantwortlich betreuen
  • Verkehrsplanung
  • Außenraumgestaltung
  • gemeinsame Festlegung von Regeln für das Zusammenleben usw.

Wichtige Prinzipien, die die Umsetzung der Beteiligung von Kindern in Kindertagesstätten bündeln, werden genannt und anhand von Beispielen aus der Praxis erläutert, z.B.

  • Partizipation bedeutet, dass Kinder von Erwachsenen begleitet werden.
  • Partizipation erfordert einen gleichberechtigten Umgang der Beteiligten.
  • Partizipation darf nicht folgenlos bleiben.
  • Partizipation ist zielgruppenorientiert.
  • Partizipation ist lebensweltorientiert.

Wie auch in anderen Feldern, in denen Partizipation umgesetzt wird, können neben den vielen kleinen dialogischen Si­tua­tionen (Alltagspartizipation) im Kita-Bereich mindestens die drei folgenden Herangehensweisen in den Fokus ge­ra­ten:

  • die Projektmethode
  • die repräsentativen Formen (Kinder vertreten Kinder – z.b. in einem Kindergarten-Parlament)
  • die offene Formen (jeweils Betroffene vertreten sich selbst – z.B. in einer Kinderkonferenz)

Abschließend werden zwei Beispiele für repräsentative und offene Formen der Beteiligung jüngerer Kinder dargestellt.

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